Dr.Samuel Berhane aus dem Ayder Universitäts-Hospital Mekelle - Äthiopien absolviert erfolgreich ein einähriges Kardiologietraining in Stuttgart
Die Kardiologin Dr. Gabriele Wehr, der Kardiologe Dr. Samuel Berhane aus Äthiopien und der Kardiologe und Prof. Udo Sechtem, Chefarzt der Abteilung für Kardiologie, Zentrum für Innere Medizin III,Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart
Dr. Gabriele Wehr aus Gerlingen, eine in der Entwicklungshilfe für Äthiopien ehrenamtlich tätige Kardiologin berichtet über ihre Erfahrungen bei der Betreuung des äthiopischen Internisten Dr. Samuel Berhane, der 2017/2018 im Robert Bosch Krankenhaus Stuttgart eine einjährige Ausbildung in der Kardiologie erhalten hat.
Ich lernte Samuel als umfangreich belesenen, überlegten und sehr netten internistisch ausgebildeten Arzt bei meinen wiederholten Besuchen im Ayder Hospital der Universität Mekelle im Norden Äthiopiens kennen. Er zeigte ein großes Interesse an seiner Weiterbildung zum Kardiologen und hatte auf diesem Gebiet bereits erste Erfahrungen mit der Echokardiografie gemacht.
Daher dachte ich: es muss doch möglich sein, für ihn eine einjährige Weiterbildung in einer deutschen Klinik auf dem Gebiet der invasiven Kardiologie zu organisieren, die es ihm ermöglichen würde, im Herzkatheterlabor seiner Heimatklinik in Mekelle/Äthiopien tätig zu werden. Er würde dann dort die Bezeichnung eines Kardiologen führen können. Sein großes Interesse nach Deutschland für eine so lange Zeit zu kommen zeigte sich daran, dass er bereit war, sich bereits noch zu Hause in die Grundzüge der Deutschen Sprache mit Hilfe der Webseite der Deutschen Welle einzuarbeiten und seine schwangere Frau zu verlassen (seine erste Tochter wurde drei Tage vor der Abreise geboren). So war ich sehr überzeugt, dass ich diesen Aufenthalt für ihn möglich machen sollte. Auch war ich sicher, ihn in dem mir als ehemalige kardiologische Oberärztin vertrautem Robert Bosch Krankenhaus in Stuttgart unterbringen zu können, was sich auch bestätigte.
Bei ersten Erkundigungen stellte es sich heraus, dass er in Deutschland nicht „einfach so“ in einer Klinik als Arzt tätig werden konnte, selbst wenn er sein Gehalt dafür mitbringen würde. Genehmigungsverfahren würden dies aber möglich machen .
Um an einem deutschen Krankenhaus tätig zu werden benötigt man einen Arbeitsvertrag, denn nur so bekommt man die unabdingbare Haftpflichtversicherung als Arzt. Voraussetzung für einen Arbeitsvertrag ist, dass kein anderer EU-Bewerber für dieses Stelle zur Verfügung steht. Der Arbeitsvertrag muss daher zur Bundesagentur für Arbeit zur Genehmigung vorgelegt werden. Voraussetzung für diese Genehmigung ist eine deutsche Berufserlaubnis als Arzt durch den Regierungspräsidenten. Diese wird dann erteilt, wenn die vorgelegten äthiopischen Zeugnisse den Fächerkanon im Medizinstudium ausreichend belegen.
Des Weiteren musste eine bestandene B2 deutsche Sprachprüfung zu diesem Zeitpunkt nachgewiesen werden, die eine fast vollständige Sprachkenntnis inklusive Hören, Lesen und Schreiben erfordert (das war die größte und schwierigste Hürde). Samuel hatte nach seinem Eintreffen in Deutschland drei Monate Zeit bis zur B1 Prüfung, so lange durfte er in der Klinik nur hospitieren (hören und sehen), dann ärztlich tätig sein mit eingeschränkter Arbeitserlaubnis für ein halbes Jahr bis zur bestandenen B2 Prüfung.
Ein Wort zu den Sprachschulen: es gibt nur zwei unterrichtende Zertifizierungsstellen, das Goetheinstitut und das TELC. Neben diesen haben wir auch Erfahrungen mit dem Unterricht in der DAA Schule gemacht. Diese sind von sehr unterschiedlicher Qualität in Unterricht und Verwaltung. Gut waren unsere Erfahrungen nur mit dem Goetheinstitut.
Die Sprachschule hat er nur gemeistert durch den Einsatz meiner Familie und von Freunden (an jedem Wochenende Sprachunterricht), zuletzt über Sylvester 2017 bei einer Freundin, die Lehrerin deutsch für Ausländer ist und ihm die notwendig Prüfungstaktik beibrachte.
Bis zur Erlangung der Arbeitserlaubnis wurden zahlreiche und wiederholte Telefonate und Besuche bei zahlreichen Behörden, u.a. auch dem Regierungspräsidenten erforderlich, die viel Zeit, eine große Umsicht und Hartnäckigkeit erforderten
Für die Gehaltszahlung an Samuel durch das Krankenhaus (incl. aller gesetzlichen Abgaben: Krankenversicherung, Altersversorgung, Sozialversicherung) wurden die aus unterschiedlichen Quellen vergebenen Spendengelder verwendet (Gottseidank habe ich einige Spender und Unterstützer gefunden). Er wurde sogar Mitglied in der Ärztekammer BW (Gesetz), nur den Mitgliedsbeitrag konnte ich abwenden. Das Robert Bosch Krankenhaus stellte ihm neben einer Unterkunft auf dem Klinikgelände auch Mahlzeiten in der Krankenhaus-Cafeteria kostenlos zur Verfügung.
Den bürokratischen und gesetzlichen Aufwand hatte ich völlig unterschätzt. Das ganze Verfahren hat mir und vor allem Samuel viel abverlangt.
Seine Zeit in der Kardiologischen Klinik des Robert Bosch Krankenhauses war durch die großzügige Bereitschaft sowohl von Seiten des Chefarztes als auch der dort tätigen Kollegen gekennzeichnet, ihn so gut wie möglich in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit auszubilden. So erhielt er als „Seiteneinsteiger“, der nur für ein Jahr ihm Katheterlabor sein konnte, das Privileg, sofort in alle Untersuchungs- und Behandlungsverfahren eingeführt zu werden. Die reguläre Zeit für die Ausbildung zum Kardiologen beträgt in Deutschland drei Jahre. Auch bei der Tätigkeit auf der Station und in den anderen diagnostischen Abteilungen wurde er besonders gefördert. Durch Samuels großen persönlichen Einsatz, auch am Abend länger zu bleiben und zu Visiten und Notfällen regelmäßig auch am Wochenende in die Klinik zu kommen, war er bei den Kollegen gerne gesehen und konnte die ihm gegebene Ausbildungszeit sehr gut nutzen..
Nun bin ich sehr froh, dass er das Jahr erfolgreich abschließen konnte und nun seinem Land mit dem Wissen zur Verfügung steht.
Dr. med. Gabriele Wehr
Internistin-Kardiologin
Im Köngemann 7
70839 Gerlingen
Deutschland
drwehr@t-online.de
Zeitlicher Ablauf:
Ankunft hier am 1.6.2017, am selben Tag nachmittags Deutschprüfung; 3 Tage zuvor ist seine Tochter Mariamauvit geboren
Sprachschule: 2.6. bis ungefähr 31.7.2018 - erste B1 Prüfung durchgefallen; 2.B1- Sprachprüfung am 4.8. bestanden (Zertifikat am 4.9. erhalten)
Eingeschränkte Berufserlaubnis (gültig für 1/2 Jahr) ab 5.9.2017 - 4.3.2018, damit dann Arbeitsbeginn am 15.9.2017, finanziert mit dem Spendengeld 17000€ = 1415€ pro Monat (Arbeitgeberbrutto), das machte einen Nettolohn von ungefähr 700€
Sprachschule B2 15.9. bis ungefähr 15.1.2018: B2 Prüfung vorzeitig ungefähr am 12.1.2018 (wegen der langen Zeit für die Bewertung)
Intensivkurs in deutsch bei meiner Freundin Sybille in München über die Sylvesterzeit 2017
Verlängerung der eingeschränkten Berufserlaubnis vom 4.3.2018 - 15.9.2018 parallell der 2. Arbeitsvertrag (musste wieder über den Betriebsrat, Agentur für Arbeit, Ausländerbehörde)
Das in den Pass eingestempelte Visum ist gleichzeitig die Arbeitserlaubnis an einer definierten Arbeitsstelle.
Bis Ende Juli 2018 hat er täglich gearbeitet auch Sa und So, außer an 1 Wochenende als er im Okt. 2017 nach Witten reiste.
Sein letzter Arbeitstag war dann am 7.9.2018. Er ist zum äthiopischen Neujahrsfest wieder zuhause gewesen.
Spender:
1. | Qualitätszirkel Kardiologie Baden-Württemberg e.V. | 12.000€ |
2. | Baden-Württemberg Stiftung | 1200€ |
3. | Heidehofstiftung | 5000€ |
4. | Frau Margote Rosenberg | 1000€ |
5. | Etiopia-Witten e..V. | 1800€ |
6. | Prof. Sechtem Stuttgart | 1400€ |
Summe | 22.400€ |
Report about my stay in Stuttgart- Germany
from June 1st 2017 to September 7th 2108
Samuel Berhane with his certivicate from Robert Bosch Krankenhaus Stuttgart
My name is Samuel Berhane Gebretsadik, MD, I am born and living in the town of Mekelle in northern Ethiopia. As an internist and cardiologist I am employed in the position of an assistant professor in Ayder Referral Hospital of Mekelle Hospital. I am reporting about my training in interventional cardiology in the Robert Bosch Krankenhaus, Stuttgart, Germany for about 16 months 2017/2018. I have completed my stay in Germany about 2 months ago and I am now back home and helping about 7 million people who need cardiological care together with 2 cardiologists trained in India and Italy.
All this time has been very hard. I left home 31.5.2017, 3 days after the birth of my little daughter Mariamauvit. It gave me much heartache. But the only way to get the designation as an Ethiopian cardiologist is to go for at least on year abroad.
I got the chance for training in interventional cardiology in Robert Bosch Krankenhaus, Stuttgart, Germany in the cardiology department lead by Prof. Udo Sechtem. They did their very best to teach me for one year in interventional cardiology, pace maker implantation and Stress-Echocardiographie. The rounds with Prof. Sechtem on early Saturday and Sunday mornings were most educative not only in medicine also in philosophy.
After that time I did hundreds of heart catheterization, PCIs and several pacemaker implantation with the senior cardiologists in RBK. The Stress-Echo training was in the Cardio-center in Ludwigsburg.
After all I want to thank at first Prof. Sechtem, all the doctors, esp. Dr Tim Schäufele and Dr Alex Becker and all the nurses esp. Sr Joanna. Last but not least Frau Helene Janzen, secretary of Prof. Sechtem, she helped me in every difficult situation.
And I want to thank Dr. Gabriele Wehr who made the stay in Germany happen and all the funders who gave me the financial basis for this year in Germany.
If you ask me for the most unpleasant: to learn the German language, it is difficult, it is exhausting and it is annoying.
If you ask me for the most impressive: 1. Punctuality, always in time 2.the people work by themselves 3. the high working intensity.
Now I am back home, happy to have my family and happy to have this big experience, knowledge and skills for my work in the cath lab here in Ayder hospital to help our people.
Samuel Berhane MD
Internist – Cardiologist
Assistant Professor
of Ayder Comprehensive Specialized Hospital
College of Health Sciences
Mekelle University
Email: smlberhane@yahoo.com
Samiuel Berhane in the Echo-Cardiography Lab of Robert Bosch Krankenhaus Stutgart