Workshop Kernspintomografie (MRT) des Herzens im Ayder Universitätskrankenhaus in Mekelle Äthiopien im August 2019


Nachdem die Funktionsfähigkeit der kardinalen Soft- und Hardware des Kernspintomografie-Gerätes im Ader Hospital im März 2019 vom Kardiologen Dr. Christian Leuner festgestellt worden war, wurde vereinbart, bei seinem nächsten Besuch mithilfe eines auf dem Gebiet der kardiologischen Kernspinuntersuchungen spezialisierten Medizinisch radiologischen Assistenten einen Workshop mit dem örtlichen Stammpersonal durchzuführen, und erste äthiopische Patienten zu untersuchen. Dies, um die Kardiologen in der Befundung und die örtlichen radiologischen Techniker in der Erstellung der Bilder zu schulen.

Die Leitung der Radiologie und MRT Abteilung im Ayder Hospital sowie die dortigen Radiologie-Techniker zeigten sich sehr interessiert daran die Möglichkeiten ihres Kernspintomografen zu erweitern. Vonseiten der Kardiologen besteht unverändert ein großes Interesse an dieser Methode der kardinalen Diagnostik, die weltweit immer größere Bedeutung erlangt. Wegen des großen Bedarfs an Kernspinuntersuchungen des Schädels wurde der Workshop am Ende der regulären Arbeitszeit und darüber hinaus durchgeführt.


Mit der Bereitschaft von dem Bielefelder Medizinisch radiologischen Assistenten Simon Hamza für drei Wochen mit nach Mekelle zu kommen, war die Grundlage für eine erfolgreiche Tätigkeit gelegt. Er hat über zahlreiche Jahre im Klinikum Bielefeld im täglichen Betrieb Kardio-MRT Untersuchungen durchgeführt. Begünstigt durch freie Zeit als Ruheständler hat sich Dr. Christian Leuner in einer Kombination von ausgiebigem Lehrbuchstudium und mehrwöchiger praktischer Arbeit in der Abteilung für Kardiale Kernspintomografie unter Anleitung von dem Kardiologen Dr. Jens Reinhard im Klinikum Bielefeld auf den Basis-Workshop im Ayder Hospital vorbereitet.

So gerüstet hat er einführende Vorlesungen in die Methode im Ayder Hospital gehalten und die Basisauswertungen mit vor Ort nur unvollständiger Auswertesoftware mit dem in Deutschland kardiologisch mit ausgebildeten Kardiologen Dr. Samuel Berhane begonnen.

Vorlesung über Kard MRT


Die praktische Durchführung der Untersuchungen erwies sich überraschend schwierig. Ein erstes Hindernis war, dass wider Erwarten die vorhandenen Klebelektroden für die EKG-Ableitungen metallische Bestandteile hatten, die starke Störungen im MRT Bild erzeugten. Die MRT geeigneten Elektroden waren nicht zu bekommen. Dann war es überraschend schwierig, die Patienten dazu zu veranlassen, die unabdingbaren Atemmanöver durchzuführen. Es handelt sich dabei um die Notwendigkeit bei der Bildgewinnung die Luft in tiefer Ausatmung für ca. 30 Sekunden anzuhalten. Es zeigte sich, dass Menschen, die in afrikanischen Dörfern leben, nicht mit der Notwendigkeit die Luft und das auch noch in Ausatmung anzuhalten vertraut sind. Es gibt in der Landessprache Amharic und dem örtlichen Dialekt Tigrinya keine Vokabel für: “Ein- und Aus-Atmen“ sowie für “Luft-Anhalten“. Dies Atemmanöver gelang nur einem Teil der Patienten und erst schrittweise nach mehrfach angepassten Demonstrationen und zahlreichen Experimenten mit unterschiedlichen Wortkombinationen.

Kard MRT Patient wird angeschlossen

Die glatte, wenig fettende Haut der Äthiopier machte auch eine ungewohnt intensive mechanisch reibende Vorbereitung der Hautoberfläche für die Klebe-Elektroden erforderlich. Da das Kontrastmittel Gadolinium, das für einen großen Teil der Untersuchungen notwendig ist, recht teuer ist, war es günstig, dass für die Testpatienten dieses von der Klinik bezahlt wurde.

Um einen zügigen Ablauf der Untersuchung zu erreichen, stellte Simon Hamza eine reich bebilderte Anleitung für die MRT Techniker, die sich dort „Radiographer“ nennen. Jedoch zeigte sich dabei, dass Arbeiten nach einer schriftlichen Anleitung für die Radiographer eine sehr gewöhnungsbedürftige Arbeitsweise ist.

Radiographer bei Kard MRT Aufnahme

Nach mehreren Tagen des experimentieren gelang es schließlich einige auswertbaren Untersuchungen zu erstellen, die Grundlage für die ersten Schulungseinheiten zur medizinischen Beurteilung der Ergebnisse für die in ihrer freien Zeit naturgemäß sehr eingeschränkten äthiopischen Kardiologen waren.

Wie schon in den vielen Vorjahren erfahren, dauert auch dieses Mal die Einführungen einer neuen, in diesem Fall auch technisch anspruchsvollen Methode stets viel länger als für uns erwartet.
Wir werden gestützt auf diese Erfahrungen einen Folgeworkshop bei einem Besuch im Februar/März 2020 durchführen.

Erfahrungsbericht vom kardialen Kernspin Workshop August 2019 vom Simon Hamza

Bericht vom Simon Hamza über seine Aktivitäten bei der Schulung der Kernspin Tomografie am Herzenim Ayder Hospitals im August 2019

Erfahrungsbericht über Äthiopien vom 16.08. bis 02.09.2019 aus der Hauptstadt der Provinz Tigray Mekelle
Simon Hamza
E-Mail: simon-ham@web.de

Bielefeld, den 09.09.2019

Gemeinsam mit dem Kardiologen im Ruhestand Dr. Christian Leuner aus Bielefeld sind wir mit dem Ziel zu dem Ayder Comprehensive Specialized Hospital der Mekelle University gefahren, um an dem dort vorhandenen 3 Tesla Kernspintomografen kardiale Kernspintomografie einzuführen bzw. durchzuführen. Die Reise wurde finanziert vom Verein Etiopia-Witten e.V. und der Universität Mekelle.

Grundsätzlich angenehme und zwischenmenschliche Kontakte konnte ich während meinem zweiwöchigen Aufenthalt in Mekelle erfahren.

Schon zu Beginn durfte ich fünf fleißige und engagierte Radiographer kennenlernen, von denen am liebsten jeder als Erster eingewiesen werden wollte. Dieses Verhalten ist zwar lobenswert, jedoch haben wir in Rücksprache mit allen Beteiligten zwei Radiographer bestimmen müssen, damit wir schnell Erfolge erzielen können. Dennoch waren alle Beteiligten hoch interessiert und wollten über die Schultern der Verantwortlichen gucken. Nach Überwindung der ersten Nervosität auf allen Seiten haben wir versucht, schnell erste kardiale Untersuchungen durchzuführen, welche anfänglich schwerer als gedacht waren. Die erste Problematik bestand darin, dass aufgrund des hohen Bedarfs an Bildgebung des Kopfes und der Wirbelsäule wenig Zeit zur Verfügung stand, obwohl im Voraus mehrfach unsere Vorhaben angekündigt wurden. Trotz dessen haben wir mit allen Beteiligten schnell eine Lösung erarbeiten können. Es bestand sogar eine große Bereitschaft der Radiographer extra am Nachmittag, ins Haus zu kommen, um Untersuchungen am Patienten von zwei bis vier Stunden durchzuführen und alle wichtigen Techniken zu erproben, anzuwenden und zu vertiefen. Diese Regelung hatte zum einen den Vorteil, dass ich mir vormittags einen Überblick über den Routinebetrieb der Radiologie verschaffen konnte, um diese Fähigkeiten der technischen Assistenten einzuschätzen und auf unser Vorhaben übertragen zu können. Darüber hinaus nutzten wir die Vormittage, um das weitere Vorgehen zu planen, das Handbuch zu gestalten und die vergangenen Tage zu evaluieren.

Ebenso für uns im Gesundheitswesen selbstverständliche Dinge, wie das Ansagen und Durchführen von Atemkommandos stellte die Krankenhausmitarbeiter und auch uns unerwartet vor Herausforderungen, welche wir ebenfalls als Team lösten und durch wiederholte Anwendung am Patienten auch manifestierten. Technische Schwierigkeiten, wie ungeeignete Elektroden oder überlastete Server haben wir zusammen gelöst.

Folglich haben wir gemeinsam die Grundbasis geschaffen um erste Herzdiagnostiken durchführen zu können. Es wäre sicher sinnvoll nach einer gewissen Zeiteinheit dies zu evaluieren und weitere technische Möglichkeiten auszuarbeiten, um tiefgehende Diagnostiken anbieten zu können.

Ich bedanke mich bei dem Verein und Herrn Doktor Christian Leuner für das Vertrauen und die gute Zusammenarbeit. Ich gehe aus diesem Aufenthalt mit positiven Erfahrungen und Erlebnissen.

Große Herausforderungen, dennoch zufriedenstellende Ergebnisse.

Simon Hamza

März 2019 - Kardio-MRT im Ayder Hospital Funktionsbereit

Cardiac MRI in Ayder Hospital

Nach längeren Vorbereitungen ist es März 2019 dem Kardiologen Dr. Christian Leuner mit dem äthiopischen Medizin-Ingenieur Fehissa Mehari von der Firma Inifinity-et aus Addis Abeba und den Röntgentechnikern des Ayder Universitätshospitals in Mekelle - Nordäthiopien, erste Darstellungen des Herzens mit dortigen modernen 3Tesla Kernspintomografen (MRT) zu erstellen. Die Schulungen der Techniker und Kardiologen im Ayder Hospital durch von Spezialisten von Etiopia-Witten ist nun möglich.


Mehr Informationen in englischer Sprache finden Sie hier

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