Feuerwehr im Einsatz in Mekelle 2017. Der neue Leiterwagen der Feuerwehr Mekelle, eine Spende der Partneratadt Witten bei einer Schauübung
Während meines ersten Aufenthaltes in Mekelle Ende 2015 besuchte ich die Feuerwehr und stellte einen eklatanten Mangel an Ausrüstung fest. Sowohl die persönliche Schutzausrüstung als auch die Feuerwehrtechnische Ausrüstung war gleich Null. Lediglich das einzige Einsatzfahrzeug entsprach einem, für Äthiopische Verhältnisse, sehr guten Zustand.
Die erste Spendenlieferung bestand aus Schläuchen, Verteilern, Strahlrohren, Schutzhelmen und Handschuhen. Zwischenzeitlich hatte die Flughafenfeuerwehr ihre gebrauchte Schutzkleidung an die Kollegen weiter gegeben, allerdings auch nur für fünf Personen. Das heißt die Schuhe und die Jacken/ Hosen müssen sie sich teilen. Aber immerhin besser als wie vorher mit T-Shirt / Unterhemd und Gummisandalen.
Bei meinem zweiten Besuch im April 2016 wurde dann das Material auf dem Fahrzeug verlastet und ein geordneter Löschangriff mit dem neuen Material trainiert. Sie hatten ab jetzt das erste Mal überhaupt die Chance, ihrer Aufgabe als Feuerwehr einigermaßen gerecht zu werden. Da sie aber immer noch keinen Atemschutz besaßen, waren ein Innenangriff und damit die direkte Bekämpfung eines Feuers weiterhin unmöglich.
Ende 2016 besuchte ich einen Kongress der Feuerwehr Hamburg, bei dem sich Feuerwehren mit Partnerschaften in Dritte Welt Ländern trafen, um ihre Erfahrungen aus zu tauschen. Dort bekam ich Kontakt zu Kollegen, die noch 10 Atemschutzgeräte in Ihrem Bestand hatten, die sie mir kostenlos zur Verfügung stellten.
Parallel schaute ich mich nach einer dringend benötigten Drehleiter um, da in Mekelle mittlerweile bis zum 18. Stockwerk gebaut wird und die Feuerwehr nicht einmal eine tragbare Leiter hatte, um in das erste oder zweite Stockwerk zu kommen.
Durch einen glücklichen Zufall fand ich ein Spezialfahrzeug, welches für Äthiopien wie geschaffen war. Sehr hohe Bodenfreiheit, simple Technik ohne Bordcomputer und durch die Kombination Gelenkmast mit angebauter Leiter ein sehr robustes und leistungsstarkes Gerät mit einer Rettungskorbbelatung von 400kg. Deutsche Drehleitern haben in der Regel eine max. Belastung von 270 Kg. Mit 30 Jahren war die Leiter nicht mehr die Jüngste, aber die nur 32tsd Km auf dem Tacho und der Pflegezustand ließen vermuten, das die Leiter die bei der Robert Bosch Werkfeuerwehr im Einsatz war, vermutlich nie ein richtiges Feuer gesehen hat.
Das Fahrzeug glich vom Unterboden eher einem Neufahrzeug als einem Oldtimer - dank der guten Pflege der Werkfeuerwehrkollegen.
Bei meinem letzten Besuch im März 2017 wurde dann parallel an zwei Fronten ausgebildet. Die Schichtführer und Maschinisten wurden an der Drehleiter ausgebildet währen die Mannschaft sich an den Umgang mit dem Atemschutzgerät gewöhnen musste. Erstaunlicherweise hatten sich beide Gruppen relativ schnell in ihre neue Aufgabe hineingefunden und viel Spaß an der Ausbildung gehabt. Dafür dass sie in ihrem Leben max. davon gehört hatten, dass es solche Technik gibt, war die Adaption sowohl an die Höhe im Korb, als auch die Beeinträchtigung durch das Atemschutzgerät schnell überwunden.
Abgesehen von ein paar persönlichen Schutzausrüstungen die fehlen, hat die Feuerwehr Mekelle dank Etiopia-Witten e.V. in nur 12 Monaten einen wahren Quantensprung in das 21. Jahrhundert gemacht. Ab jetzt müssen die Kollegen lernen, das Material und die Einsatztaktik weiter zu trainieren und zu verfeinern. Dazu erhalten sie in Zukunft Unterstützung der Kollegen von der örtlichen Flughafenfeuerwehr, die durch täglichen Drill mit ihrem Material sehr vertraut sind.
Die zweite Baustelle ist der Bauliche Brandschutz und der Vorbeugende Brandschutz. Diese beiden Aufgabenfelder müssen von der Stadtverwaltung mit der Feuerwehr verknüpft werden. Auch hier hat Etiopia-Witten mit dem Stadtplaner Olaf Greve den ersten Schritt getan, um diese wichtige Zusammenarbeit einzuleiten. Vorbildliche Referenzobjekte im Bereich Hotel- und Industriebau sind vorhanden und müssen nur in die örtlichen Baurichtlinien übernommen werden.
Insgesamt ist der Stadtverwaltung die Dringlichkeit der Probleme bewusst und sie sind sehr dankbar für die entgegengebrachte Hilfe des Vereins.
Die zukünftigen Aktivitäten werden sich auf die erweiterte Fortbildung im abwehrenden Brandschutz und die Verknüpfung der Feuerwehr mit der Stadtverwaltung konzentrieren, um zu gewährleisten, das der Sicherheitsstandart in der sehr schnell wachsenden Stadt adäquat mit wächst und das Leben in einer so großen Stadt in Zukunft sicherer sein wird.
Michael Heiland
März 2017
Im November 2015 besuchte der langjährig erfahrene Berufsfeuerwehrmann aus der Stadt Witten auf Bitten des Vereins Etiopia-Witten die Stadt Mekelle in Athiopien. Dort war er neben der Einweisung des medinischen und technischen Personals in die von der Stadt Witten gespendeten Notarztwagen mit der Beratung über die Verbesserung des Brandschutzes der Feuerwehr Mekelle beschäftigt.
Hier sein Bericht als als .pdf file