Nach dem Tigray Krieg unterstützen wir die Chirurgen im Ayder Hospital nach Kräften

Während des Tigray-Krieges 2020 bis 2022 und weiterhin kommt es in großer Zahl zu einer vieltausendfachen Zahl von Verletzten in jedem Alter. Seien es Soldaten beider Geschlechter, Opfer von Kriegshandlungen in der zivilen Bevölkerung einschließlich von alten Menschen als auch Kindern, die besonders gefährdet duch die große Zahl an Minen und nicht explodierter oder unbenutzt herum liegende Munition. Die entstandenen Verletzungen sind in der Regel schwerwiegend, vielfältig und oft auch entzündet. Es gibt auch bei ohne Behandlung abgeheilten Verletzungen einen großen Bedarf an einer Versorgung mit Prothesen.

Im einzigen Krankenhaus mit in größerer Zahl von Operationssälen und spezialisierten Chirurgen, dem Ayder Hospital in Mekelle bestehen wegen des Mangels an intakter medizinisch technischer Ausrüstung auch ein großer Mangel an Medikamenten, Verbänden und Narkosemittel. Es ist zu einer langen und umfangreichen Wartelisten für Operationen gekommen.

Etiopia-Witten sammelt nicht nur dringlich Geldspenden für das Ayder Hospital, sondern schickt per Post spendenfinanziert, besonders dringlich benötigte medizinische Spezialmaterialien.

Ausbildung am Ayder Hospital im Bereich Viszeralchirurgie

2011 wurde bei dem äthiopischen Gynäkologen Dr. Asfaw Fekensa, einem Kooperationspartner von Etiopia Witten in Bishoftu, ein Tumor der Bauchspeicheldrüse diagnostiziert. Es stellte sich heraus, dass eine Operation in Äthiopien nicht möglich war, sodass der Eingriff an der Raphaelsklinik in Münster durchgeführt werden musste.

 

Dank Ddr. Asfaw Fekensa and Prof. M.Hoffmann Münster

Dr. Ursula Wahle, Doris Batke-Bonhoff, Wojni und Dr. Asfaw Fekensa, Sr. Reginfrieda und Prof. Matthias Hoffmann bei Besuch in Münster 2017

Um diese Lücke zu schließen, wurde ein Ausbildungsprogramm gestartet, damit große Oberbauchoperationen an der Bauchspeicheldrüse oder der Leber auch in Äthiopien erfolgen können. Hierzu sollten die chirurgischen Kollegen am Ayder Hospital in Mekelle in dieser spezialisierten Chirurgie geschult werden. Grundüberlegung war dabei, die Ausbildung primär „on-the-spot“, also vor Ort mit den vorhandenen Mitteln und Mitarbeitern so vorzunehmen, dass die Kollegen dort die Sicherheit und Kompetenz zur eigenständigen Durchführung dieser großen Operationen befähigt werden.

Prof. M. Hoffmann im Operationssaal

Prof. Matthias Hoffmann aktiv im Operationssaal des Ayder Hospitals

Zu diesem Zweck ist seitdem jedes Jahr ein ärztliches Team, bestehend aus einem erfahrenen Viszeralchirurgen (Prof. Dr. Dr. Matthias Hoffmann), einer Intensivkrankenschwester (Doris Batke-Bonhoff) und gastroenterologischen Kollegen, nach Mekelle gefahren. Mittels Vorträgen, Erarbeitung von klinischen Behandlungspfaden und Operationshospitationen wurde das Team um den Chefarzt der dortigen chirurgischen Klinik, Dr. Reiye Esayas, soweit ausgebildet, dass am Ayder Hospital in den letzten Jahren eigenständig und regelmäßig große Oberbauchoperationen wie Pankreasresektionen (Whipple-Operation) oder erweiterte Leberresektionen durchgeführt werden. Neben der chirurgischen Ausbildung stehen die Ausbildung auf der Intensivstation sowie die Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen medizinischen Fachbereich im Fokus des Programmes.

Patientin am 1. Tag nach einer Pankreas-Operation (Whipple-OP)

 

Mit Unterstützung von Etiopia Witten wurde Dr. Reiye der Besuch internationaler Kongresse und von Hospitationen in Münster und Witten ermöglicht. Gemeinsam mit Prof. Matthias Hoffmann ist er am Ausbau der Chirurgie von Leber und Pankreas in Äthiopien und im Rahmen der Internationale Hepatobiliären Gesellschaft (IHPBA) auch im südlichen Afrika beteiligt.

Dr. Reiye Esayas  und Prof. Hoffmann auf dem Kongress 2018

Dr. Reiye Esayas and Prof. Hoffmann beim Kongress der Europäisch-Afrikanischen Hepatobililären Gesellschaft in Mainz

Ziel der weiteren Zusammenarbeit ist es, die motivierten jungen Chirurgen am Ayder Hospital im Bereich der großen Oberbauchchirurgie weiter auszubilden und eine Verbreitung dieser OP-Techniken in anderen Krankenhäusern Äthiopiens und im südlichen Afrika voranzutreiben. Am Ayder Hospital wird derzeit mit Unterstützung von Etiopia Witten eine chirurgische Intensivstation aufgebaut, dessen Personal weiterhin gefördert und geschult werden muss, um die großen Oberbauchoperationen weiter durchführen zu können.

Prof. M. HOffmann mit Chirurgen aus dem Ayder Hospital Mekelle

 

Prof. Hoffmann mit äthiopischen Chirurgen am Ayder Hospital in Mekelle