Nach dem Tigray Krieg unterstützen wir die Chirurgen im Ayder Hospital nac Kräften
Während des Krieges und in großer Zahl weiterhin kommt es zu einer vieltausendfachen Zahl von Verletzten in jedem Alter. Seien es Soldaten beider Geschlechter, Opfer von Kriegshandlungen in der zivilen Bevölkerung einschließlich von alten Menschen als auch Kindern, die besonders gefährdet duch die große Zahl an Minen und nicht explodierter oder unbenutzt herum liegende Munition. Die entstandenen Verletzungen sind in der Regel schwerwiegend, vielfältig und oft auch entzündet. Es gibt auch bei ohne Behandlung abgeheilten Verletzungen einen großen Bedarf an einer Versorgung mit Prothesen.
Im einzigen Krankenhaus mit in größerer Zahl von Operationssälen und spezialisierten Chirurgen, dem Ayder Hospital in Mekelle bestehen wegen des Mangels an intakter medizinisch technischer Ausrüstung auch ein großer Mangel an Medikamenten, Verbänden und Narkosemittel. Es ist zu einer langen und umfangreichen Wartelisten für Operationen gekommen.
Etiopia-Witten sammelt nicht nur dringlich Geldspenden für das Ayder Hospital, sondern schickt per Post besonders dringlich benötigte medizinische Spezialmaterialien.
Ausbildung am Ayder Hospital im Bereich Viszeralchirurgie
2011 wurde bei dem äthiopischen Gynäkologen Dr. Asfaw Fekensa, einem Kooperationspartner von Etiopia Witten in Bishoftu, ein Tumor der Bauchspeicheldrüse diagnostiziert. Es stellte sich heraus, dass eine Operation in Äthiopien nicht möglich war, sodass der Eingriff an der Raphaelsklinik in Münster durchgeführt werden musste.
Dr. Ursula Wahle, Doris Batke-Bonhoff, Wojni und Dr. Asfaw Fekensa, Sr. Reginfrieda und Prof. Matthias Hoffmann bei Besuch in Münster 2017
Um diese Lücke zu schließen, wurde ein Ausbildungsprogramm gestartet, damit große Oberbauchoperationen an der Bauchspeicheldrüse oder der Leber auch in Äthiopien erfolgen können. Hierzu sollten die chirurgischen Kollegen am Ayder Hospital in Mekelle in dieser spezialisierten Chirurgie geschult werden. Grundüberlegung war dabei, die Ausbildung primär „on-the-spot“, also vor Ort mit den vorhandenen Mitteln und Mitarbeitern so vorzunehmen, dass die Kollegen dort die Sicherheit und Kompetenz zur eigenständigen Durchführung dieser großen Operationen befähigt werden.
Prof. Matthias Hoffmann aktiv im Operationssaal des Ayder Hospitals
Zu diesem Zweck ist seitdem jedes Jahr ein ärztliches Team, bestehend aus einem erfahrenen Viszeralchirurgen (Prof. Dr. Dr. Matthias Hoffmann), einer Intensivkrankenschwester (Doris Batke-Bonhoff) und gastroenterologischen Kollegen, nach Mekelle gefahren. Mittels Vorträgen, Erarbeitung von klinischen Behandlungspfaden und Operationshospitationen wurde das Team um den Chefarzt der dortigen chirurgischen Klinik, Dr. Reiye Esayas, soweit ausgebildet, dass am Ayder Hospital in den letzten Jahren eigenständig und regelmäßig große Oberbauchoperationen wie Pankreasresektionen (Whipple-Operation) oder erweiterte Leberresektionen durchgeführt werden. Neben der chirurgischen Ausbildung stehen die Ausbildung auf der Intensivstation sowie die Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen medizinischen Fachbereich im Fokus des Programmes.
Patientin am 1. Tag nach einer Pankreas-Operation (Whipple-OP)
Mit Unterstützung von Etiopia Witten wurde Dr. Reiye der Besuch internationaler Kongresse und von Hospitationen in Münster und Witten ermöglicht. Gemeinsam mit Prof. Matthias Hoffmann ist er am Ausbau der Chirurgie von Leber und Pankreas in Äthiopien und im Rahmen der Internationale Hepatobiliären Gesellschaft (IHPBA) auch im südlichen Afrika beteiligt.
Dr. Reiye Esayas and Prof. Hoffmann beim Kongress der Europäisch-Afrikanischen Hepatobililären Gesellschaft in Mainz
Ziel der weiteren Zusammenarbeit ist es, die motivierten jungen Chirurgen am Ayder Hospital im Bereich der großen Oberbauchchirurgie weiter auszubilden und eine Verbreitung dieser OP-Techniken in anderen Krankenhäusern Äthiopiens und im südlichen Afrika voranzutreiben. Am Ayder Hospital wird derzeit mit Unterstützung von Etiopia Witten eine chirurgische Intensivstation aufgebaut, dessen Personal weiterhin gefördert und geschult werden muss, um die großen Oberbauchoperationen weiter durchführen zu können.
Prof. Hoffmann mit äthiopischen Chirurgen am Ayder Hospital in Mekelle
Moderne Abdominalchirurgie benötigt
für die Patienten moderne Spezialnahrung
Der Chefarzt der chirurgischen Klinik des Rafaelsklinik in Münster, Prof. Dr. Matthias Hoffmann ist seit 2013 jährlich mit der Organisation Etiopia Witten e.V. in Mekelle tätig um äthiopische Chirurgen vor Ort auszubilden. Inzwischen führen diese Operationen an Leber und Pankreas eigenständig durch. Aktuell wurde das Programm auf zwei Universitätskliniken in Addis Abeba ausgedehnt.
Neben den rein medizinisch-technischen Problemen in der Versorgung schwer kranker Patienten hat sich die Mangelernährung als großes Problem herausgestellt. Viele Patienten kommen bereits in einem extrem reduzierten und unterernährten Zustand ins Krankenhaus und haben große Probleme sich nach einer großen Bauchoperation oder den leider gerade bei Kindern häufig vorkommenden, schweren Verbrennungen, zu erholen. Essentielle Medikamente nach Pankreasoperationen oder hochkalorische Ernährungspräparate sind nicht verfügbar oder müssten teuer aus dem Ausland importiert werden. Mit der Ärztin und Ernährungsspezialistin Dr. Judith Rendon lebt eine extrem motivierte und engagierte Kollegin seit vielen Jahren in Mekelle. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt in Zusammenarbeit mit Etiopia Witten e.V. Ernährungskonzepte unter Einsatz der lokal verfügbaren Mittel zu erarbeiten. Dazu gehören die Einrichtung eines Ernährungslabors mit entsprechender Ausstattung und Personal, die Etablierung von Ernährungsschwerpunkten auf der Intensiv- und der Verbrennungsstation, sowie Projekte zur Verwendung heimischer Früchte und Gemüsesorten um die Enzym- und Ernährungsdefizite mit lokal verfügbaren Mitteln zu beseitigen. Leider sind in der derzeitigen politischen und medizinischen Notsituation die staatlichen Mittel für diesen Bereich massiv zurückgefahren worden, sodass Frau Dr. Rendon extrem auf Unterstützung von außen angewiesen ist. Prof. Dr. Hoffmann engagiert sich seit Jahren, die Finanzierung über Spendenmittel zu unterstützen.